Als ich im Jahre 1975 eine Professur am Institut für Psychoanalyse des Fachbereichs Psychologie der J.W.Goethe-Universität Frankfurt antrat, wurde ich auf einer Tagung zufällig Zeuge eines Gesprächs zwischen Prof. Clemens de Boor und Prof. Rudolf Ekstein, der aus den USA in das Sigmund-Freud-Institut zu einem Besuch gekommen war. Sie ereiferten sich bei dem Gedanken, dass die Psychoanalyse zugrunde gehen müsse, wenn sie an die Universität geriete. Ich war etwas erschrocken darüber, dass ich womöglich etwas Unrechtes und Unheilvolles täte, wenn ich diesen Weg ginge. Heute kann ich mich fragen, was sie wohl gemeint haben mögen und worin sie Recht oder Unrecht hatten. Es hängt wohl davon ab, was man unter Psychoanalyse versteht.
Die Kunst moralisch-gerecht zu sein
Vor kurzer Zeit kursierte die Forderung eines verpflichtenden sozialen Jahres für Rentner mit 15 Arbeitsstunden die Woche des Philosophen Dr. Richard David Precht. Die Menschen würden mit der Erfüllung dieser Forderung ihrer sozialen Verpflichtung hinsichtlich des demographischen Wandels, also der Strukturveränderung der Altersschichten in der Gesellschaft, nachkommen.
Der zentrale Punkt dieser Erwartungshaltung scheint die Definition des Begriffes von Gerechtigkeit zu sein. Zunächst wollen wir unsere aktuelle gesellschaftliche Situation mit dem Fairness-Begriff untersuchen und anschließend den Fokus auf die problematische Situation zwischen Psychologie und Psychoanalyse an der Hochschule legen.